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Pioniere im Ökologischen Weinbau - ein Film über ECOVIN
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ECOVIN: Anfänge und Philosophie 00:00:05
Sprecher 5: Die Geburtsstunde von ECOVIN 1985 war eng verbunden mit der breiten Protestbewegung gegen Atomkraftwerke, gegen den NATO-Nachrüstungswahnsinn, gegen Chemieskandale und das drohende Waldsterben. Eine immer mehr mit Kunstdünger und Agrochemie hantierende industrialisierte Landwirtschaft machte ökologisch gesonnenen Menschen Appetit auf praktische Alternativen. Auf den Anbau von giftfreiem Obst und Gemüse oder im Einklang mit der Natur hergestellte Weine, auf Lebensmittel also, die diesen Namen verdienten.
In den deutschen Weinanbaugebieten übernahmen viele junge Winzer die väterlichen Betriebe mit der damals revolutionären Idee, einen radikalen Schlussstrich zu ziehen. Die Reben weg vom Kunstdüngertropf, Verzicht auf alle chemisch-synthetischen Pestizide. Stattdessen der Versuch, Böden und Reben durch Gründüngung und naturnahen Pflanzenschutz in ihrer Gesundheit zu stärken und alte Weinkulturlandschaften mit Respekt zu bewahren. Die ECOVIN-Leitgedanken waren richtungweisend. Sie schärften aber auch den Blick der Weinkonsumenten für die Unterstützung nachhaltiger Wirtschaftsformen und den Naturerhalt für zukünftige Generationen.
Heute, 25 Jahre später, ist ECOVIN der größte deutsche Öko-Weinbauverband. Zu der alljährlichen ECOVIN-Weinverkostung reichen ECOVIN-Mitglieder ihre besten Weine ein. Wer mit seinem Jahrgang unter die 18 Top-Weine des Jahres gelangt, hat eine hervorragende Empfehlung für Weinfachhandel und Gastronomie.
Qualität und Verkostung 00:02:06
Sprecher 7: Die Qualität der Öko-Weine ist inzwischen auf einem solchen Niveau angekommen, dass eigentlich von der Qualität her kein Unterschied mehr zu den konventionellen Weinen festzustellen ist. Im Gegenteil, die Qualität der Weine ist inzwischen überdurchschnittlich hoch. 15 Punkte würde ich ihm geben. Hat eine sehr expressive Frucht. Dieses Exotische mit der Ananas vorne, gefällt mir ganz gut. Also die Wahrnehmung bei den Profis ist schon ganz lange ökologisch geprägt. Deswegen, wenn Sie sich heute Top-Weine in der Welt anschauen, sind die fast immer ökologisch produziert, auch wenn sie nicht zwangsläufig ökologisch zertifiziert sind. Das ist eigentlich der einzige Unterschied. Aber um Top-Wein zu produzieren, müssen Sie ökologisch arbeiten. Es geht gar nicht mehr anders.
Sprecher 3: Also die ECOVIN-Verkostung ist entstanden vor zwölf Jahren, ursprünglich mal aus einer ganz internen Idee heraus, weil ECOVIN, den ökologischen Weinbau, den zeigt man am liebsten mit seinen Produkten. Und wenn man ökologischen Weinbau zeigen will, dann muss man Wein probieren und schmecken können. Und wir wollten gerne Weine haben bei unseren Betrieben, die wir draußen zeigen können, von allen Betrieben, wechselnde Betriebe, aber mit einer hohen Qualität. Und dann haben wir gesagt, wir brauchen eine interne Verkostung, um zu wissen, mit welchen zwölf, fünfzehn Weinen gehen wir sozusagen das Jahr über in die Öffentlichkeit. Das war der Anfang. Und das hat sich so ausgeweitet, dass es mittlerweile auch ein Marketing-Instrument für die Betriebe geworden ist, dass der einzelne Betrieb sich damit hervorheben kann aus diesen vielen ECOVIN-Weinen, oder überhaupt die Menge von Bio-Weinen auch, und das auf seiner Internetseite in der Kommunikation zu seinen Kunden darstellen kann, er hat eben einen Besten der Bio-Weine aus diesem Jahr.
Sprecher 10: Also kleiner Rückblick. Ich denke, ich bin seit mehr als 20 Jahren bei dieser Öko dabei. Früher war Öko einfach nur Öko. Heute ist Öko, denke ich, ein hoher Qualitätsstandard. Es ist wieder back to the roots, hat was mit Terroir zu tun, mit Herkunft, mit Garantien für Regionalität, für Originalität. Alles das steckt hinter diesem Öko-Gedanken jetzt auch, die Ganzheitlichkeit. Und viele, die eben früher das belächelt haben, machen das heute auch unter dem Terroir-Aspekt. Aber ich denke, Terroir und Öko gehören ganz arg zusammen.
Bodenpflege und Begrünung 00:04:31
Sprecher 4: Was wir mit der Spaten-Diagnose machen, ist nichts anderes wie die natürlichen Faktoren, die die natürliche Bodenfruchtbarkeit ausmachen, abzuschätzen. Das wichtigste Kriterium für die Pflanzenernährung ist einfach, die Rebe auch anzuschauen. Wie ist sie im Wuchs? Wie sind die Trauben? Wie ist die Färbung der Blätter? Das andere ist natürlich, dass wir auch schauen wollen: Hat der Boden die Voraussetzung, um die Rebe zu ernähren? Dazu rollen wir einfach einen Bodenziegel aus dem Boden heraus.
Man sieht schon gleich, wie das alles zerkrümelt und zerfällt, weil wir da einfach einen superlockeren Boden haben. Hier sehen wir auch gleich die Regenwürmer. Eben nur so einer von vielen Kleintieren, die dazu beitragen, den Boden mitzudurchmischen. Wir versuchen, das organische Material mit dem mineralischen Material in Verbindung zu bringen, woraus dann Humus- und Ton-Humus-Komplexe entstehen, die als Nährstoffspeicher, als Wasserspeicher etc., Strukturstabilisatoren im Boden unheimlich wichtig sind. Hier haben wir jetzt eine mehrjährige Begrünung, eben gezielt mit Leguminosen. Die Luzerne ist das, oder das ist die Blüte von der Luzerne. Dann haben wir hier den Rotklee. Wir haben hier dazwischen den Gelbklee. Wir finden dann darunter auch den Weißklee.
Jetzt haben wir eben verschiedene Kleearten, die auch unterschiedliches Wurzelwerk haben. Die Luzerne geht also eher tiefer hinab. Der Rotklee geht mitteltief hinab, der Weißklee wurzelt eher flach, sodass wir auch die unterschiedlichen Bodenhorizonte eben dann mit Wurzeln beschicken können. Es sind viele Mikroorganismen, die sich im Umfeld der Pflanzenwurzeln ansiedeln, die dann die Nährstoffe lösen aus dem bodenbürtigen Material. Das heißt Kalium, Phosphor, Stickstoff, all das, was wir brauchen, um die Rebe zu ernähren, wird eben da aufgeschlossen. Und so haben wir eine vollkommene Vollwerternährung des Bodens und der Rebe sichergestellt.
Pflegearbeiten im Weinberg und Pflanzenschutz 00:07:17
Sprecher 2: Das ist einmal eine Bodenlockerung, die erfolgen soll, bewirkt werden soll. Auf der anderen Seite kommen jetzt die trockenen Tage, das heißt die Bodenbegrünung steht in Konkurrenz zur Rebe. Und mit dieser Bodenbearbeitung wollen wir eben die Begrünung etwas zurückdrängen, um der Rebe mehr Wasser zu Verfügung zu stellen.
Also wir haben hier einen Frühburgunderstock und die Trauben neigen sehr dazu, sehr kompakte Trauben zu bilden. Um diese Kompaktheit ein bisschen zu lockern, aufzulösen, streifen wir jetzt kurz nach der Blüte einzelne Beeren vom Traubenstielgerüst runter und haben somit in der Folge etwas lockerbeerige Trauben. Und das führt dann dazu, dass die Trauben weniger anfällig sind gegenüber Fäulnis und auch anderen Krankheiten.
In der Pheromonfalle befindet sich der Lockstoff des Weibchens des Bekreuzten oder Einbindigen Traubenwicklers, ein wichtiger Schädling, der in zwei Arten auftritt und zu größeren Schäden an den Trauben führen kann. Die Motten legen ihre Eier in die Gescheine, in die einbindenden Trauben und die Raupen fressen sich dann durch die Trauben, verursachen Fäulnis. Und gerade im Rotweinbereich ist das natürlich etwas, was man unbedingt vermeiden muss. Die Männchen werden durch diese Pheromonkapseln verwirrt. Das heißt, sie vermuten ein Weibchen und fliegen, weil auf der ganzen Fläche viele dieser Kapseln aufgehangen sind, ganz verwirrt in der Gegend rum, finden ihre Weibchen, ihre Partner nicht. Somit kommt es zu keiner Befruchtung und somit auch zu keiner Eiablage.
Sprecher 6: Wenn das die Infektion vom letzten Montag war, dann sehen wir jetzt den Befall, aber noch nicht sporuliert. Wir haben Öko-Weinbau im Vorlesungsbereich als Pflichtveranstaltung für alle. Und dann ist es jetzt hier das sogenannte Projektstudium, wo die Studenten draußen einen Weinberg bekommen, den sie bearbeiten. Da sind es etwa 50 Prozent des Semesters, die sich für den Öko-Anbau speziell interessieren und das hier auch draußen sehr effektiv und sehr interessiert mitmachen. Die hören natürlich auch, was draußen so in der Praxis rundherum passiert und dass jetzt viele Betriebe in Deutschland, auch gerade aus dem Spitzensegment, sich Gedanken machen, auf Öko-Weinbau umzustellen.
Und da will man natürlich wissen, was ist los, beziehungsweise das, was man rein theoretisch in der Vorlesung hört, will man da natürlich auch noch praktisch untermauern. Und dafür ist das Studium ja hier auch optimal ausgerichtet. Es fängt natürlich beim Boden an. Wir planen hier entsprechende Begrünung. Und auch die Zwischenstockpflege, also im Unterstockbereich ohne Herbizideinsatz, ist auch immer eine Herausforderung. Da muss auch mal mit der Hacke ran. Und dann natürlich jetzt im Sommer der Pflanzenschutz, ganz wichtig. Deshalb jetzt auch diese Entblätterungsmaßnahmen nach der Blüte, dass wir hier eine optimale Laubwand bekommen und wenig Infektionsrisiko und nachher eine optimale Qualität, was die Trauben angeht. Denn daran werden alle Weine gemessen, ob Öko oder konventionell.
Sprecher 9: Ziel und Zweck ist das Licht und Luftbeschaffen hier in dem Blätterwerk. Gerade beim Rotwein ist eben wichtig die Sonnenanstrahlung für die Rotweingewinnung, für rote Farbgewinnung. Und es ist ein sekundärer Pflanzenschutz. Denn wenn die Blätter weg sind, trocknen sie sehr schnell ab. Das heißt, die Pilze haben wenig Gelegenheit zu wachsen, weil sie sehr schnell abtrocknen am Regen oder am Tau. Und damit ganz wichtige Pflanzenschutzmaßnahmen. Und was dieses Jahr wichtig ist, weil die Reben sehr schnell gewachsen sind: Ich schneide die vergeilten Triebe ab, sodass ich einen Arbeitsgang des Laubschneidens sparen kann. Und das ist sehr wirtschaftlich und sinnvoll, was er gerade eben macht.
Kontrolle und Dokumentation 00:12:58
Sprecher 3: Aufzeichnungspflicht und Kontrolle gibt es bei ECOVIN von Anfang an, also auch bevor es schon eine staatliche Kontrolle gab. Das war uns damals, 1985, als der Verein gegründet wurde, ein sehr wichtiges Anliegen, das Vertrauen, was Verbraucher in diese biologischen Lebensmittel hatten, auch zu erfüllen. Die Betriebe müssen über ihre Bodenbearbeitung, ihre Düngung und ihre Pflanzenpflegemaßnahmen, also den Pflanzenschutz, die verschiedenen Mittel, die verschiedenen Termine, festhalten, wann was gemacht wurde.
Und ECOVIN hat bestimmte Kriterien, die in den Richtlinien von ECOVIN weiter als die EU-Kriterien gehen, sozusagen zusätzlich festgelegt, was auch mitgeprüft wird. Und für unsere Betriebe hat es einfach zwei Aspekte. Es ist einmal natürlich diese Sicherheit für den Verbraucher und den anderen Aspekt natürlich auch für den einzelnen Betrieb. In diesem Aufschreiben und Rückblicken-Können, Vergleichen von den verschiedenen Jahren ist es natürlich auch eine Erfahrung sammeln. Die ersten Jahre gab es ja keine offizielle Beratung. Man hat sozusagen sich selbst geholfen, man hat Kollegen beraten aus den eigenen Erfahrungen. Und wenn das schriftlich vorlag und man es nachvollziehen konnte, vergleichen mit Wetterdaten, ist das natürlich viel einfacher und auch fundierter geworden, in Beratungen wie auch in der Arbeitsweise.
Der Fachhandel und die Wertschätzung 00:14:27
Sprecher 8: Ja, aus dem gut sortierten Fachhandel gehört der Öko-Wein einfach zum Sortiment mit dazu. Es ist ja auch, dass die Kundschaft sehr sensibilisiert ist, was Öko-Wein angeht. Das heißt, es taucht auch immer die Frage auf: Haben Sie Öko-Wein, haben Sie Bio-Wein, haben Sie vielleicht was von ECOVIN im Sortiment? Und ich denke, dass gerade in der heutigen Zeit, wo ja im konventionellen Bereich, in der konventionellen Erzeugung Verbraucher auch verunsichert werden, ist die Richtung Bio immer auch so eine Richtung Sicherheit.
Und die Bio-Wein-Qualität, die ist ja in den letzten zehn Jahren sehr weit nach oben gegangen, sodass man heute sagen kann, auch in den Prämierungen, dass zwar nur ein kleiner Prozentsatzanteil an Fläche Bio-Wein ist, aber wenn man in die Prämierungen reinschaut, sieht man, dass dort viel, viel Bio-Weine prämiert werden, der Anteil also viel, viel größer ist. Und das zeigt schon, dass der Bio-Wein an sich eher ein hochwertiger Wein ist. Und das ist auch das, was man heute mit Bio oder Öko verknüpft, nämlich Qualität. Und deswegen kann der gut sortierte Fachhandel einfach gar nicht drauf verzichten.
Erhalt von Kulturlandschaften: Steillagen und Terrassen 00:15:43
Sprecher 1: Jetzt im Moment stehen wir unterhalb unseres Langebergs, eine alte Flurbezeichnung. Hier ist so der erste wirklich imposante Weinberg im Bullayer Hofberg, der voll terrassiert ist. Einige Terrassen rechts von dieser kleinen Hütte sind noch wieder zu rekultivieren. Das ist so das, was ich mir für die nächsten fünf bis zehn Jahre auf jeden Fall noch vorgenommen habe.
Man kann da oben erahnen, dass dort der Rest der Mannschaft gerade am Aufbinden ist. Sie haben jetzt hier unten angefangen und nach oben hin sieht man, dass die Terrassen noch relativ wild sind. Und da sind sie gerade dabei, das zweite Mal anzubinden. Man könnte fast sagen, es ist nicht mehr zeitgemäß, dort Weinbau zu betreiben, weil es einfach anderswo billiger geht. Ich habe mir aber in den Kopf gesetzt vor zehn Jahren, das zu nutzen. Also einfach zu sagen: Nein, stopp, das sind so alte Kulturflächen, die es gilt zu erhalten. Und ich habe einfach das Gefühl, dass gerade in der heutigen Zeit eine ganze Menge Menschen da sind, die das unterstützen wollen, die genau den Wein trinken wollen, der aus solchen verrückten Bergen kommt.
Die Namen, die wir an den Stöcken hier befestigt haben, das sind alles Menschen, die praktisch eine Patenschaft für einen Rebstock übernommen haben. Die haben mir alle etwas Geld in die Hand gegeben, was komplett für den Wiederaufbau von Weinbergsmauern verwendet wird. Und jetzt im Hintergrund von den paar Stöcken hier oben sieht man ja auch, was wir in den letzten zwei Jahren, in den letzten zwei Wintern gebaut haben und auch dort wieder ein paar junge Reben anpflanzen konnten. Aber das Wichtige ist, dass diese Nase einfach gerettet wurde, damit nicht diese sehr schönen und auch größeren Terrassen obendrüber nach und nach ins Tal rutschen.
Man muss halt sehen, dass man in diesen Terrassen wirklich sehr, sehr gute Weine erzeugt, damit sich das am Ende rechnet. Also irgendeinen Durchschnittswein hier zu erzeugen, macht natürlich überhaupt keinen Sinn. Dann müsste man einfach aufhören.
Ja, das ist die schönste Treppe meines Weingutes. Also ich finde es grandios, wie sich die Leute damals die Arbeit gemacht haben, so was rund zu mauern, oben mit einer kleinen Ecke drin. Ich mag so Ecken einfach unglaublich gerne und es ist für mich sehr viel Motivation, die Arbeit hier zu machen.
Sprecher 7: Ich habe in der Kategorie Rieslinge bis 12,5 Volumenprozent Alkohol verkostet. Der hatte knackige Säure, der hatte eine unglaublich charmante Art, wunderschön mineralisch, große Länge. Ein Wein mit einer richtigen saftigen Stilistik. Da hätte jeder von uns sich gerne ein zweites Glas eingeschenkt. Füße hoch, 20 Minuten, keine Bedienung auf der Terrasse. So ein Wein war das, ja.








