Hof als Organismus - 10. Folge von Manfred Klett, 2018

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Dr. Manfred Klett am 19. Januar 2018 in der Landbauschule Dottenfelderhof. Hier klicken um zum Video zu gelangen

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Hof als Organismus - 10. Folge von Manfred Klett vom 19. Januar 2018

Zusammenfassung und Ausblick: Der Mensch als Grundlage 00:00:20

Manfred Klett:

Einen schönen guten Morgen. So, wir wollen jetzt noch mal unsere lange Betrachtung über den ganzen geschichtlichen Verlauf bis in die Gegenwart herein und was jetzt als Zukunftsaspekt in der Landwirtschaft in Bezug auf die Gestaltung von Höfen an Gesichtspunkten Bedeutung haben kann, das habe ich ja gestern versucht, hier jetzt darzustellen. Da möchte ich noch etwas anschließen, um das zu vervollständigen.

Wir haben ja gestern betrachtet, wie hier eine Gliederung des landwirtschaftlichen Hofes zustande kommt, die in ähnlicher Art sich eigentlich schon seit dem frühen Mittelalter entwickelt hat. Da habe ich schon davon gesprochen, von Ackerbau, Viehhaltung und Gartenbau und Obstbau und so weiter. Das gab eine bestimmte Gliederung, aber das war alles instinktive Anlage durch die Jahrhunderte, durch die, ich möchte mal sagen, ein ganzes Jahrtausend hindurch. Und das ist jetzt zu Ende gekommen.

Heute stehen wir auf diesem Trümmerhaufen der Vergangenheit und jetzt müssen wir sehen: Wie können wir ein neues Bild der Landwirtschaft entwickeln? Das war ja die Grundfrage. Und da hat man die Möglichkeit einer ganz neuen Orientierung im Landwirtschaftlichen Kurs, wo darauf hingewiesen wird, dass eben der Mensch zur Grundlage gemacht wird als methodisches Prinzip. Also dass man sich selber als Mensch als im Geiste urständend, aber einen Leib bewohnend, einen Organismus [sieht], dass wenn man das tiefer und tiefer und tiefer versteht – und dazu bedarf es eben einer Geisteswissenschaft und nicht nur einer Naturwissenschaft, die müssen sich natürlich ergänzen, beide Seiten, aber letzten Endes muss man den Blick erweitern auf das geistig-seelische und nicht nur auf das leiblich-physische. Und diese beiden Betrachtungsweisen zusammengefasst ergeben dann eben ein Bild einer, nicht nur des Menschen, sondern vom Menschen ausgehend, der Landwirtschaft. Aus dem heraus man eine Landwirtschaft in den Hof quasi wie neu komponieren kann. Aber jetzt bewusst, nicht mehr sozusagen instinktiv gewachsen aus den ganzen Verhältnissen, wie sie es vor früheren Zeiten bewusstseinsmäßig bestanden haben. Sondern heute aus der Kraft des Selbstbewusstseins heraus, aus der Bewusstseinsseele heraus. Und die Bewusstseinsseele bedeutet nichts anderes, als dass man sich selber als geistiges Wesen erkennen lernt und daraus handelt, daraus ein Bild der Landwirtschaft neu gestaltet.

Nun, ich habe das dann so ein bisschen an die Tafel gemalt hier, wie jetzt hier die Menschengemeinschaft auf einem Hof – denn man ist ja nie ein Einzelner, man arbeitet ja immer mit anderem zusammen – diese Menschengemeinschaft auf dem Hof sich selber ins Bild setzen muss in Bezug auf das, worauf es in Zukunft ankommt. Und das ist eine ungeheure geistige Leistung, die eigentlich da zu vollbringen ist. Das Bild ist nicht einfach da. Das Motiv ist noch lange nicht das Bild, was man hat, biologisch-dynamisch zu wirtschaften. Da hat man so ungefähr: So irgendwo geht es da in diese Richtung. Aber dass man ein klares Bild hat, das einem die moralischen Intuitionen gibt, aus denen man dann tätig wird. Und zwar aus einem Freiheitsimpuls tätig wird. Das muss man sich erst erobern.

Und man kann nie sagen, dass man da zu Ende kommt. Also ich meine, ich bin jetzt auf dem absteigenden Ast, ihr seid auf dem aufsteigenden Ast. Und wenn ich so auf mein eigenes Leben zurückblicke, würde ich sagen, so viel von einer Dimension, die hier unendlich ist, habe ich gerade vielleicht mal bewusstseinsmäßig erfasst. Aber es ist ein weiter, nicht endender Weg, den man jetzt beschreiten kann. Und das macht die Sache so interessant. Das ist so eine ständige Schubkraft von hinten, die man sich selber gibt, den Blick immer in die Zukunft zu lenken. Nie stehen zu bleiben, nicht einen Augenblick. Nicht zu glauben, man hätte was erreicht. Nie. Man hat nie was erreicht. Man hat natürlich was erreicht, schrittweise. Man muss immer eine Stufe auf die andere folgen lassen. Aber das Ziel, wirklich da anzukommen, wohin man eigentlich geistig will, das ist ein weiter, weiter, nicht endender Weg.

Soziale Konsequenzen: Ein neues Sozialbewusstsein 00:05:54

Manfred Klett:

Ja, jetzt haben wir gesagt, aus diesem Bild kann man jetzt versuchen, einen landwirtschaftlichen Betrieb so zu entwickeln, dass die ganze Vielseitigkeit, die gefordert ist, dass das Ganze ein lebensfähiges, aus sich heraus sich entwickelndes Ganzes wird. Dieses Bild muss man zur Grundlage haben, um jetzt noch einen weiteren Schritt, jetzt nicht in Bezug auf die ökologische Bedeutung des Ganzen, sondern in Bezug auf die soziale Bedeutung des Ganzen zu tun. Und das möchte ich jetzt noch ganz kurz anschließen, ausgehend von dem, was wir schon betrachtet haben in Bezug auf das 15. Jahrhundert, wo wir gesagt haben, dass als Frucht des Mittelalters der Organismusgedanke so im Bauerntum lebte, intuitiv, dass sie eine bestimmte Naturordnung damals in ganz Europa geschaffen haben. Und zwar eine Kulturlandschaft, die nie wieder erreicht worden ist, in dieser wunderbaren Gestaltung, wie sie am Ende des 15. Jahrhunderts, 16. Jahrhunderts bestanden hat.

Das war der Höhepunkt der Kulturlandschaftsentwicklung generell. Die Umwandlung eines Naturbiotops in ein Kulturbiotop. Und in der Zeit, sagte ich, ein zarter Keim wächst herauf, ein Bewusstsein, zartes Bewusstsein einer neuen Sozialordnung. Dieses instinktive geistige Kulturleben – die Menschen konnten noch nie lesen und schreiben, in aller Regel jedenfalls nicht, aber ein unglaublicher Schatz an Weisheit, der da sozusagen in den Menschen gelebt hat, die ganzen alten überlieferten Legenden und Märchen und das ganze esoterische Christentum, dieser Strom, die Gralströmung sozusagen, die floss immer weiter unterirdisch. Und daraus hat sich ein neues Sozialbewusstsein entwickelt, nämlich eben dieses instinktive Geistesleben, ein instinktives Rechtsleben von Mund zu Ohr, das Dinggenrecht kann man es nennen, und dann schließlich eben diese instinktiven Assoziationen.

Der Hof im Dialog mit der Gesellschaft 00:08:01

Manfred Klett:

Und wenn man jetzt versucht, einen biologischen Landwirtschaftsbetrieb heute in vollem Ernst mit allen Konsequenzen zu entwickeln, in der ganzen Vielfalt dieser Gliederung und so weit wie nur irgend möglich durchdrungen von dem Bewusstsein dieser Menschengemeinschaft bis in den letzten Winkel durchdrungen – da ist sehr viel gesagt, wenn das überhaupt erreicht wird. Also dass das ganze Bewusstsein der Gemeinschaft bis in den letzten Winkel, bis in den letzten Quadratmeter hinein alles im Blick hat, die Äcker, die Felder, das Vieh im Stall, was es auch immer sein mag, ständig muss das irgendwo im Bewusstsein leben. Das ist nicht da draußen, das muss sogleich in mir sein. Das erfüllt das Bild, was ich von der Sache habe.

Wenn man in dieser Weise versucht, wirklich ganz ernsthaft die Sache zu entwickeln, dann merkt man plötzlich, dass man aus einer gewissen landwirtschaftlichen Isolation heraustritt und ein Umkreis von Menschen fangen an, Interesse zu gewinnen an dem, was ihr da eigentlich macht. Entweder ihr seid verrückt, so was zu machen – so war es in den 60er, 50er, 60er Jahren, ihr seid verrückt – oder aber irgendwie sagt man: "Meint das Kinder, ihr sagt doch mal, was sind eigentlich eure Motive, was sind eigentlich eure Anliegen in der Sache, dass ihr so einen mühsamen Weg da beschreitet, wo alles andere doch viel einfacher ist?" Zumal wenn man aus der Stadt kommt und eigentlich nur in der Stadt sehr viel größere Möglichkeiten hätte für die Entfaltung seines Lebens und so weiter, was man so eben hat. Jetzt geht ihr in die Landwirtschaft, um Gottes Willen, das Älteste vom Alten, da kann man doch keinen Primat mehr gewinnen.

Ja, aber wenn man jetzt diesen Gesichtspunkt wirklich hat, dann möchte ich mal sagen, dann ist man in der Lage, jedenfalls geistig zunächst Berge zu versetzen. Nicht physisch, aber man ist sozusagen so motiviert, so ausgerichtet auf einen Zukunftsimpuls, dass einen nichts mehr erschüttern kann. Und je mehr das der Fall ist, desto mehr merkt man dann plötzlich, Stufe für Stufe – damals ging es noch sehr langsam, heute geht es viel schneller – dass plötzlich ein Menschenumkreis dafür Interesse gewinnt. Und dass dann der eine oder andere kommt und sagt: "Wir wollen eure Milch haben, aus den und den Gründen."

So fing es bei uns zum Beispiel an. Wir hatten keinen Laden, gar nichts, überhaupt nichts, hatten nur das Interesse biologisch-dynamisch hier zu wirtschaften, sonst nichts. Die Ausbildung fing auch hier überhaupt erst an, die Lehrlingsausbildung. Da kommt ein Kunde, ein Fabrikant, der hat gesagt: "Ich habe 30 Arbeiter, die müssen jeden Tag schweißen, da entstehen Schweißdämpfe, und die brauchen eine anständige Milch." Das war der Auslöser, dass wir hier unsere Produkte, die sonst immer in den allgemeinen Markt plus/minus gingen – damals am Anfang noch, es bestand ja kaum ein Demeter-Markt, man hat nur an Reformhäuser vielleicht ein bisschen was geliefert, oder da oder dorthin. Aber dann kam der und sagte, er möchte diese Milch haben, 30 Liter am Tag. Das war was.

Also da merkte man plötzlich, aus irgendwelchen individuellen Gründen kommen die Menschen daher und setzen eine persönliche Beziehung, eine persönliche Beziehung zum Hof her. Das ist heute fast von heute auf morgen steht ja da, wenn man heute einen neuen Hof anfängt. Damals war das überhaupt nicht so. Also plötzlich wird ein Interesse erweckt. Und dann haben die Menschen plötzlich Fragen: Was motiviert euch? Was ist für sie unfassbar eigentlich? Denn wie wir angefangen haben, da war das Gegenteil der Fall, da haben die meisten gesagt: Ihr seid wirklich verrückt. Das kann nie funktionieren als Betriebsgemeinschaft.

Man hat dann zunächst mal keine große Hilfe von außen. Und dann aber plötzlich wächst diese Hilfe. Einfach nur, dass die Menschen sich interessieren. Und so bemerkt man dann plötzlich, dass ständig die Frage an einen gestellt wird – das war an mich damals der Fall, von Wilhelm Ernst Barkhoff, der die Bochumer Banken begründet hat, die Gemeinschaftsbank: "Liebe Leute, ihr seid die Einzigen, die eine anständige Ausbildung machen können." Und der hat sozusagen ständig gedrückt, der diese Bank dann begründet hat, dass: "Ihr müsst hier was machen auf dem Dottenfelderhof." Daraus ist die Landbauschule Dottenfelderhof entstanden. Das war 1974. Also man merkte, da ist also plötzlich in der Öffentlichkeit – der ist ja Jurist, war ja Jurist – kamen immer mehr Menschen und haben gesagt: "Ihr müsst mehr machen als nur hier einen biologisch-dynamischen Betrieb."

Und daraus erwuchs dann eben allmählich so etwas wie ein Ausstrahlen des Hofes in das öffentliche Bewusstsein nach außen, wo man sagen kann, dass ein Brückenschlag jetzt stattgefunden hat von dem Hof in den sozialen Umkreis. Und daraus entstand ein neues Kulturleben. Damals, in den 70er Jahren, hatten wir hier Konzerte über Konzerte. Im Alten Saal unten, wunderbare Gambenkonzerte, solche Sachen. Immer von außen kamen die Menschen und machten mit uns das zusammen. Und so wuchs das, da kamen die Ärzte, da kamen Lehrer. Plötzlich kam die Anfrage von den Schulen, die Waldorfschulen: "Wir können hier nicht Landbaupraktika machen auf dem Hof?" Damals fing das überhaupt erst an. Anfang der 70er Jahre. Und wir hatten immer die Auffassung: Der Hof muss total geöffnet werden gegenüber dem Umkreis. Also immer, wer was will, kann kommen.

Und auf diese Weise entstand hier jetzt dann eben die Ausbildung. Und dann entstand eben auch die Forschung. Und mit der Forschung die Beratung. Das war zunächst mal unser Interesse, Forschung hier auf dem Hof zu machen. Und wir waren alle vorher in der Forschung tätig, nahezu alle, uns fünf Familien damals. Und haben gesagt: "Wir wollen nicht mehr in der Forschung weitermachen, das ist zu Ende. Der Labortisch, der Labortisch ist in Zukunft der Acker. Das Tier im Stall, der Acker, der Boden, das ist unser Labortisch in Zukunft." Und dann haben wir angefangen eben diese Initiativen zu entwickeln und sofort schlug sich an der Brücke wieder das soziale Umfeld. Lehrer kamen hier auf den Hof herein, haben an der Ausbildung mitgewirkt. Forscher kamen herein und wir selbst haben hier angefangen, Forschung zu betreiben und, und, und. Also merkte man plötzlich: Brücken schlagen in den Umkreis.

Und dann haben wir, wie wir dann angefangen haben, mit der Weiterverarbeitung hier auf dem Hof – die wir gar nicht wollten im Übrigen, da hatten wir gar kein Interesse daran, soll man eine Bäckerei haben hier auf dem Hof oder eine Käserei oder so. Damals dachte man gar nicht an so was. Man dachte nur an die biologische Wirtschaftsweise und die forderte einen genügend heraus. Aber das ergab sich. Plötzlich, weil die Nachfrage von außen kam. Wir haben unser eigenes Brot gebacken, weil wir damals so arm waren, dass wir das teure Demeter-Brot damals nicht kaufen konnten. Wir hatten kein Geld. Dann haben wir hier selber angefangen, hier in der alten Hütte, im Garten – das war noch ein winziges Hütchen – haben wir angefangen, unser eigenes Brot zu backen. Und dann kommen plötzlich die Leute her und sagen: "Das wollen wir auch haben." Und wie kann man das arrangieren? Das heißt, auch die ganze Weiterverarbeitung fand ein Interesse, wenn es auch ein Ernährungsinteresse zunächst war vielleicht, oder weil es gut geschmeckt hat, aber immerhin, es war doch auch ein geistiges Interesse. Denn die Menschen wuchsen immer mehr mit dem Hof zusammen und dadurch entstand sozusagen ein Freundschaftsumkreis um den Hof von Menschen. Locker, mehr oder weniger locker, aber doch immerhin. Also keine strenge Grenze mehr, wie die Höfe heute abgegrenzt sind gegenüber der Öffentlichkeit, wo man nur irgendwelche anonymen Märkte beliefert, oder mit irgendeiner Wissenschaft deren Produkte in Anspruch nimmt. Sondern wir haben versucht, wirklich den Hof so offen zu halten, wie nur irgend möglich, dass die Menschen Zugang finden.

Freiheit im Wollen: Die Betriebsgemeinschaft 00:17:17

Manfred Klett:

Und innerbetrieblich war das auch so, dass wir doch im Wesentlichen geistig motiviert waren, das so zu machen, wie wir es machen. Und dann war ganz klar, dass selbstverständlich jeder muss dann auch wirklich motiviert sein. Wir wollten ja eben keine Lohnarbeitskräfte, wir wollten das alles abschaffen, alles fort, vorbei, Ende. Sondern nur motivierte Menschen, die aus sich heraus in der Lage sind, sich selbst zu bestimmen in ihrer Arbeit. Und infolgedessen entstand hier jetzt um den Hof herum ein Mantel, ein sozialer Mantel. Ein sozialer Mantel von Menschen, die ein reines Interesse hatten an dem, was sie machen, aber dann aber auch im Weiteren ein wirtschaftliches Interesse zu partizipieren an unseren Produkten und so weiter. Aber zunächst war dieser ganze Impuls ein solcher, den ich mal bezeichnen möchte als ein Freiheitsimpuls im Wollen.

Freiheitsimpuls im Wollen. Aus der Motivation entsteht überhaupt erst die Möglichkeit, sich frei zu entwickeln. Aus einer geistigen Motivation, dann sagt man: "Ich bestimme mich ja, ich lasse mich nicht auf einen anderen mehr bestimmen." Und da liegt natürlich eine riesige Gefahr, weil der eigene Egoismus sich so artikuliert, dass die anderen keine Chance mehr haben. Und jetzt muss man sehen, wie kann man das balancieren, ausbalancieren, dass die individuelle Freiheit nicht sozusagen die Freiheit der anderen stört. Und das ist die hohe, hohe Kunst der Betriebsgemeinschaft in Zukunft. Ich möchte sagen, diese Souveränität in der Anerkenntnis des anderen Menschen, wenngleich er offensichtliche Fehler hat oder macht, oder weil er so ist, wie er nun mal ist – und jeder Mensch ist anders, zunächst mal äußerlich. Innerlich kann man sich unter Umständen dann sehr schnell treffen und versöhnen, aber dazu braucht man einen geistigen Impuls. Und man braucht einen Gegenüber, einen Menschen, der auch nach Freiheit strebt, aus sich heraus.

Und auf diese Weise, dass man aus einem Freiheitsimpuls auf einem Hof zusammenarbeitet, entsteht etwas vollkommen Neues. Ein vollkommen neues Bewusstsein. Und das hängt immer damit zusammen, dass Sie selber ein klein wenig innerlich zurücktreten müssen. Jede Zusammenarbeit bedeutet so ein bisschen wie ein Opfer. Bedeutet so ein bisschen wie ein Verzicht leisten. Weil man eigentlich, wenn man selber voll in der Verantwortung stehen würde, dass man selbstverständlich diesen Weg gehen oder das so machen oder so machen [würde], jetzt muss man sich abstimmen. Man muss sich zusammensprechen. Und infolgedessen kann sozusagen hier nur eine Kultur eindringen in einen solchen Hof, dass man sich zusammenspricht regelmäßig in Bezug auf die reinen äußeren Tatsachen, was jetzt zu leisten ist an Arbeit im Jahreslauf und dasjenige, was eben darüber hinausgeht. Was einen innerlich ernährt. Was den Impuls ernährt, den man hat. Und jeder Mensch hat eben, wie gesagt, seinen Impuls. Jetzt muss man die irgendwie so gemeinsam... den Blick auf diese verschiedenen Impulse lenken, dass plötzlich ein Gemeinschaftsimpuls entsteht. Dass man sich im höheren Sinne dann als Gemeinschaft wirklich versteht.

Das ist ein weiter, weiter Weg. Also da noch mal keine Illusionen hingeben. Zunächst mal ist das ein Club von Individualisten. Aber dass das sozusagen aus dem blanken Individualismus und dem Goodwill sozusagen des Einzelnen mehr wird, dass es sich zusammenschließt zu einer wirklichen... einer Gemeinschaft, die fähig ist, Entschlüsse zu fassen, die nicht nur individuelle sind, sondern die wirklich die Gemeinschaft in vollem Einklang, in Einmütigkeit fällen kann.

So, das ist also ein Erziehungsweg des individuellen Menschen zur wirklichen Gemeinschaftsbildung. Und ich sage Ihnen nur, irgendwo werden Ihnen diese Probleme, wenn Sie in die Landwirtschaft gehen, irgendwo werden Sie konfrontiert werden mit diesen Problemen. Und da sage ich Ihnen nur: Sie werden Enttäuschungen über Enttäuschungen erleben. Aber sobald Sie den geistigen Impuls innerlich haben, kann Ihnen das nichts mehr wehtun. Kann das einen nicht mehr in Frage stellen. Sondern da muss man durch. Das ist dieses Parzival-Motiv. Parzival heißt ja auf Altfranzösisch "durch das Tal". Man muss immer durch ein Tal durchstoßen, um sozusagen dann doch mit dem anderen zusammen die nächste Stufe zu erklimmen.

Kulturleben auf dem Hof 00:23:02

Manfred Klett:

Also wir sehen, man kann es jetzt immer weiter ausführen, was hier sich alles abspielen kann, dass da plötzlich Tagungen auf dem Hof stattfinden, dass dann Konzerte stattfinden, Theaterstücke aufgeführt werden und so weiter. Das ist ein richtiges Kulturleben, bis sich in der Landwirtschaft selber ansiedelt. Da merkt man, dass plötzlich die Umwelt antwortet auf diesen Impuls. Das ist ein erstaunliches Phänomen. Und darauf kann man sozusagen kein ganzes Vertrauen gründen, dass wenn man selber keinen Hof hat, dass man wirklich irgendwann mal an den Hof kommt. Weil immer mehr das soziale Umfeld irgendwo nach Wegen sucht, wie man wieder einen neuen Bezug zur Natur gewinnt.

Die Menschen haben heute den Bezug zur Natur verloren. Die haben einen intensiveren Bezug zur digitalen Welt, die ja eine rein virtuelle ist, als zu dem, was um sich herum wächst und gedeiht. Das ist geradezu grotesk. Wir sehen es ja hier auf dem Spielplatz. Da kommen die Kunden hier auf den Hof. Dann lassen sie die Kinder wie die Hunde los. Und dann haben sie ein Handy in der Hand und wischen das über das Screen. Und da sind die Bäume rum und da singen die Vögel. Das wird gar nicht wahrgenommen. Also es ist wirklich so, dass so wie man sich erziehen muss, um dieses Werk wirklich zu vollbringen in Gemeinschaft, so muss man erziehend wirken auf das Umfeld, also wirklich hereinbitten auf den Hof und mit dem zusammen ein neues Bewusstsein zu entwickeln von Mensch zu... zur Natur insgesamt.

Also das ist so eine Freiheit im Wollen. Wollen heißt, wenn sich Gedanken getragen, Ideen getragen ist, heißt Initiative. Und Initiative... ein Mensch ohne Initiative, den kann man in der Landschaft nicht gebrauchen. Der Mensch ist Mensch durch Initiative. Er muss wollen, aus sich heraus. Der neue Mittelpunkt einer Landschaft hier, was früher mal die Kirche da draußen war, das existiert heute eigentlich nicht mehr in diesem Sinne, sondern diese Kirche ist in einem selbst. Im eigenen Herzen wächst da sozusagen eine Geistessicherheit, mit anderen Menschen zusammenzuwirken, dass ein völlig neues Kulturleben entsteht. Und es strahlt von der Landschaft auf.

Man hält es nicht für möglich. Die Landschaft war bisher immer diejenige, die sozusagen die Städte gefüttert hat. Das Kulturleben in den Städten durch Abwanderung. Und jetzt ist ein Nullpunkt erreicht, ein Prozent der Bevölkerung noch sind Ingenieure in der Landschaft. Praktisch Ingenieure geworden, keine Bauern mehr. Eigentlich war niemand mehr in der Landschaft wirklich tätig. Außer Ingenieure oder so weiß ich was. Jedenfalls am wenigsten Bauern im eigenen Sinne. Das heißt, wir haben einen Nullpunkt erreicht. Und von dem Nullpunkt müssen wir jetzt eine neue Kultur in die Zukunft gestalten. Und dann merkt man, dass die Landschaft so gegriffen, plötzlich die Menschen enorm interessiert, neu anregt, neue Zusammenarbeitsformen inauguriert. Und darauf kann man vertrauen. Und nichts ist schöner im Leben, als wenn es Momente gibt, wo man vertrauen kann. Wirklich Vertrauen haben kann. Und nicht nur, dass man sich toleriert. Toleranz reicht überhaupt nicht. Wirkliches Vertrauen von Mensch zu Mensch, das ist stabil und das trägt. Aber das muss man sich erobern. Das geht nicht von selbst.

Das ist die eine Seite, die ich erwähnen möchte. Da strahlt etwas aus vom Hof, was ein neues Kulturbewusstsein entwickelt, auf der Basis der Landwirtschaft. Das ist völlig neu. Seit den 70er Jahren ist das überhaupt erst in Erscheinung getreten. Alle Versuche, auch im biologischen und dynamischen Landbau, vor dem Zweiten Weltkrieg und direkt nach dem Zweiten Weltkrieg sind alle gescheitert. Aber plötzlich war die Zeit reif. Und jetzt wird sie immer reifer. Dass die Landwirtschaft wiederum im Dienste des Gemeinwohls steht. Nicht mehr eine Unternehmung ist zum Zwecke des Geldverdienens, nach Albrecht Thaer, oder wie es sich dann auch tatsächlich entwickelt hat. Eine Unternehmung wie jede andere zum Zwecke des Geldverdienens ist der Tod einer Kultur, wenn man so denkt. Sondern ein völlig neuer Aufbruch eines Kulturbewusstseins aus der Landwirtschaft heraus, wenn man ganz bewusst einen Hof in diesem Sinne gestalten möchte.

Das Eigentum an Grund und Boden 00:28:26

Manfred Klett:

Das hat eine weitere Konsequenz. Wenn Sie jetzt anfangen, einen Hof zu wirtschaften und Sie wollen das in der Betriebsgemeinschaft machen, oder irgendwie, wie es sich gerade ergibt. Dieser Ansatz heute ist vollkommen individuell zu gestalten. Dann merken Sie ganz schnell, wenn Sie nicht einen Hof ererbt haben, von den Vätern durch eine Generationsfolge, und das ist selten der Fall, dann muss man sehen: In welchem Verhältnis stehe ich jetzt zu dem Grund und Boden, den ich hier jetzt bewirtschaften soll? Ist es eine Pachtung? Na ja gut, dann steckt aber ein Eigentümer dahinter. Der stellt seine Forderungen. Ich muss einen Pachtvertrag machen. Und den müssen Sie irgendwie erfüllen. Wenn man eine Domäne pachtet, hat man den Staat zum Partner. Das ist überhaupt nicht zu empfehlen. Da kommt man in eine Teufelsküche. Mit allen Regeln und Regulierungen. Der Staat muss streng seine eigenen Gesetze einhalten, und dann bleibt die Zeit stehen.

Sie stehen plötzlich vor der Frage: Wem gehört eigentlich der Grund und Boden, den ich da bewirtschaften soll? Ich kann ihn nicht kaufen, ich habe kein Geld. Irgendwo müssen wir jetzt einen Weg finden, wie kann man mit diesem Grund und Boden eine Sicherheit schaffen, dass ich hier drauf biologisch-dynamisch wirtschafte. Und zwar nicht nur auf fünf Jahre, sondern auch nicht zehn Jahre, die sind schnell rum, sondern eben in alle Zukunft. Von weiteren Generationen, die im gleichen Sinne die Sache weiterführen.

Man steht plötzlich vor der Eigentumsfrage. Das ist eine ganz gravierende Frage. Wenn man mit der zu tun hat, im alten Sinne, dann werden sämtliche Dämonen geweckt, die man nicht denken kann. Sondern jetzt eine Lösung zu finden, dass wirklich der Grund und Boden aus den alten Erbformen oder sonstigen Rechtsformen der Vergangenheit herausgelöst wird und zur freien Nutzung zur Verfügung gestellt wird. Ohne dass man ihn kauft, ohne Verbindlichkeit, und auch nicht in der klassischen Pacht, sondern so zur Verfügung stellt, dass du darauf jetzt biologisch-dynamisch wirtschaften darfst, kannst. Und dass dieses Prinzip weitergereicht wird, von Generation zu Generation in die Zukunft. Da muss man den Hof aus alten Rechtsbindungen befreien.

Und das ist eine Herkulesarbeit. Man kann Glück haben natürlich, dass irgendwo jemand ganz großzügig so einen Hof zur Verfügung stellt. Und noch mehr Glück haben, wenn das bedingungslos geschieht. Aber dann steht man nämlich selber vor der Frage: Wenn ich etwas wirklich geschenkt bekomme oder zur Verfügung gestellt bekomme, dann trage ich ja auch Verantwortung. Ich muss das Geschenk annehmen können. Das gehört zum Schwierigsten im sozialen Leben heute, dass wenn jemand bereit ist, Geld zur Verfügung zu stellen für die Entwicklung eines Hofes, dass ich innerlich mich fragen muss: Bin ich würdig, das entgegenzunehmen? Habe ich mich genügend gewappnet? Bin ich stark genug, den Erwartungen des Schenkenden entsprechen zu können, durch das, was ich tue? Oder nehme ich das Geschenk, stecke es in die Tasche und mache irgendwas? Sie werden sehen, das Schenkungsgeld spielt in Zukunft in der Landschaft eine ganz große Rolle. Wenn man neu anfangen will, braucht man Schenkungsgeld. Wo soll es denn herkommen?

Sowohl das Land – irgendwo müssen sie das Land herkriegen – das müssen sie dann irgendwie neutralisieren, eigentumsmäßig. Sie machen einen gemeinnützigen Träger oder irgendwas. Aber da sind sie auch schon wieder eingeschränkt rechtlich, weil Gemeinnützigkeit bezieht sich nur auf ganz bestimmte Rechtstitel, Nutzungstitel, also nur alles das, was der allgemeinen Wohlfahrt dient, das kann Gemeinnützigkeit dann beanspruchen. Und weil die Landwirtschaft heute erklärtermaßen immer noch ein Wirtschaftsunternehmen ist, dient sie nicht der Wohlfahrt, also ist sie nicht gemeinnützig. Sondern nur spezifische Tätigkeiten, wenn man Sozialtherapie ansiedelt auf dem Hof oder pädagogische Initiativen oder sonst was, dann kann ein Teilbereich quasi gemeinnützig [werden], so wie die Landbauschule hier auf dem Dottenfelderhof einen gemeinnützigen Träger hat. Aber man schließt sich ständig mit der Rechtsordnung irgendwo, kollidiert man irgendwo. Das ist immer so eine sehr ambivalente Angelegenheit.

Also wir haben heute in unserer ganzen modernen Rechtsordnung noch nichts, was eigentlich dem entspräche, dass wir den Grund und Boden als völlig eigentumsunfähig betrachten, im klassischen Sinne. Sondern vollkommen ein neutralisiertes Recht, ein bloßes Recht. Nicht ein handelbares Recht. Handelbar heißt, ich kann es kaufen oder verkaufen. Dass der Grund und Boden nicht mehr verkäuflich ist. Grundsätzlich nicht mehr verkäuflich. Das ist ja ein reines Recht.

In der heutigen Sozialordnung ist alles in einen Topf geschmissen. Gulasch. Ein sozialer Gulasch ist das. Wirklich, dass man sagen kann, dass die Rechte Geld kosten. Das ist ja der Wahnsinn. Also auch die sogenannten Emissionsrechte, die heute in großem Stil gehandelt werden. Wenn man weniger produziert, dann verkauft man das eigentliche Weniger. Das Defizit an CO2 kann man dann kompensieren von einer Firma, die dann viel mehr CO2 in die Luft bläst. Und so kann man dann Rechte kaufen, Emissionsrechte kaufen und verkaufen. Kapitalisierte Rechte. Unser ganzes Geldkapital ist heute käuflich. Wir kaufen Geld. Wir verzinsen Geld. Wir machen lauter so Unsinn, dass wir Rechte, die eigentlich einen Eigenstatus haben, so wie der Geist hier, haben die Rechte einen Eigenstatus, haben mit Ware überhaupt nichts zu tun. Wir glauben gar nicht, wie verkommen eigentlich unsere ganze Sozialordnung ist. Die ist total marode. Durch und durch. Weil wir ständig Rechte zur Ware machen.

Und jetzt muss man anfangen, im kleinen Maßstab, wo man jetzt anfängt, versuchen jetzt irgendwo mit einem Umkreis von Menschen zu suchen: Können wir nicht irgendwo diesen Hof... Ich nehme an, dass der Simpfendörfer gestern von seinem Hof erzählt hat, dass sie ihn jetzt in ein Genossenschaftseigentum überführen wollen. Hat er davon erzählt? Überall merkt man jetzt Ansätze auf den Höfen. Wie können wir sozusagen ein Recht schaffen, was nicht mehr Geld kostet? Was nur noch Recht ist. Nutzungsrecht. Und ich habe das Nutzungsrecht, die volle Verfügungsgewalt über den Hof, wenn mir dieses Nutzungsrecht zugesprochen wird, wie wenn es ein Eigentum im klassischen Sinne wäre, aber das hört auf in dem Augenblick, wo ich den Hof aus den Händen gebe. Aus Altersgründen. Da kommt die nächste Generation. Da braucht die nächste Generation nicht wieder neue Kapitalien in Bewegung gesetzt werden. Die steigen einfach ein. Auf den fahrenden Zug.

Also man merkt, wenn man so arbeitet, merkt man plötzlich, dass auf der Seite hier im ganzen Rechtsleben, dass da völlig neue Rechtsformen, ein neues Rechtsbewusstsein entsteht. Ein neues Rechtsgefühl. Und das ist das, was wir brauchen. Das haben wir nicht. Wir haben es wirklich nicht, weil wir gewohnt sind, dass die Rechte sozusagen vom Gesetzgeber gemacht werden in den Parlamenten und meistens sind es Rechte, die irgendwelche Fehlleistungen im Sozialen jetzt versuchen rechtlich zu fixieren, zu definieren und in Form von Gesetzen dann allgemein gültig zu machen. Und das schnürt uns alles den Hals zu. Weil wir bemerken ganz deutlich, dass jede Handlung des Menschen in einem leuchtenden Zusammenhang wie in der Landwirtschaft, die stimmt mit unserer Rechtsordnung nicht mehr überein. Wir stoßen überall Grenzen.

Und jetzt muss man also immer eigentlich mit einem Gegenüber muss man sich auseinandersetzen, sei es der Staat oder sei es eben der Eigentümer oder wer es auch sein mag, um ein Bewusstsein zu erwecken, dass wir eine neue Rechtsordnung brauchen für die Landwirtschaft. Der Landwirt steht eigentlich heute in gewissem Sinne zunächst aus der Not geboren, in Zukunft immer mehr aus der Einsicht geboren vor der Situation, dass sowohl der Grund und Boden als auch das Kapital keinen Warenwert haben darf. Dahin zu streben, oh, es sind Berge zu versetzen im Sozialen, ein Bewusstsein zu entwickeln, dass die Maschinen, die ich kaufe, dass ich die nicht sozusagen als mein Eigentum ansehen kann, sondern die kann ich meistens noch nicht mal erwirtschaften, da nehme ich nämlich Subventionen heute vom Staat in Anspruch, um diese Maschinen zu kaufen. Und ich muss sie nur refinanzieren aus dem Hof, gewiss. Aber dann reiche ich das Kapital weiter von einer Generation zur nächsten. Wir können das alles noch nicht so richtig. Aber man muss das einmal durchdenken und wirklich durchdenken und zwar mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf allein, dann merkt man, dass wir ein neues Rechtsgefühl als Gemeinschaft entwickeln müssen, um unsere Rechte, wenigstens unsere Rechte, mit denen wir konkret zu tun haben, ein neues Rechtsbewusstsein entstehen zu lassen.

Und das betrifft einmal den Grund und Boden. Grund und Boden. Und das betrifft das Kapital. Das ist noch sehr, sehr schwierig, mit dem Kapital neu umzugehen, im Übrigen. Und das betrifft dann in weiterem Wohnrechte. Das betrifft Altersversorgung und so weiter und so weiter. Das schließt sich, man merkt dann, die ganze Rechtsordnung, die wir heute haben, stimmt eigentlich für uns nicht mehr. Wir müssen irgendwie sehen, wie wir mit dem Gegebenen – wir können ja nicht gegen das Recht operieren, wir dürfen eigentlich nie revolutionär sein, sondern nur sind so weit revolutionär, als wir unseren eigenen Gesichtspunkt in dem Lebensbereich, in dem wir selber tätig sind, zu verwirklichen suchen.

Das Kapital als Leihgabe 00:41:05

Sprecher 2:

Könntest du noch mal auf das Kapital eingehen, das hätte ich nicht verstanden.

Manfred Klett:

Ja, also das Kapital, da waren wir am ersten Tag schon da hier, da haben wir über das Kapital gesprochen. Das Kapital ist ja gewordener menschlicher Geist. Also wenn ich eine gute Idee habe, habe ich damals ja gesagt, dann kann ich das umsetzen in irgendein Produkt, sagen wir mal, ich kann daraus eine Maschine konstruieren oder ich kann irgendwas anderes produzieren. Das ist alles menschlicher Geist. Was wir heute, was heute Kapital heißt – "Caput" heißt auf Lateinisch Kopf – also das ist dasjenige, was der Kopf, der menschliche Geist oder die menschliche Intellektualität erfindet. Das ist Kapital, das ist geronnen, in Form von Maschinen, in Form von Produktionsmitteln usw. Und dieses Kapital organisiert die menschliche Arbeit, schafft Arbeitsteilungen, alle diese Dinge.

Und dieses Kapital ist genauso wenig, kann eine Ware sein, wie der Grund und Boden eine Ware sein kann. Sondern das Kapital kann nur letzten Endes – also wir sind weit entfernt davon heute – so behandelt werden, dass es einem zur Verfügung gestellt wird. Und nicht notwendigerweise mit einer Verzinsung, sondern als Leihgeld oder als Leihgabe fürs Leben. Und dann geht die Leihgabe an die nächste Generation. Also wenn ich Maschinen mir kaufe, um meinen Betrieb zu gründen, dann muss ich die abschreiben, selbstverständlich, und muss sie erneuern. Und dann gebe ich aber diesen ganzen Kapitalstock an die nächste Generation weiter. Dann kann wirklich derjenige, der aus der Stadt arm wie eine Kirchenmaus daherkommt, kann in den Betrieb einsteigen und kann den weiterführen. Ohne riesenhafte Kapitalien wieder zu mobilisieren.

Sprecher 2:

Also wie das Nutzungsrecht beim Boden gilt, gilt auch für das Kapital. Bei Maschinen und allem. Und wer ist dann beispielsweise der eigentliche Eigentümer, der verleiht und weitergibt? Und was passiert in der Theorie mit Schadensfällen? Oder man geht bankrott, man kriegt es nicht hin, man fährt es gegen die Wand. Wie funktioniert das?

Manfred Klett:

Haben Sie eine Lösung? Nein, nein. Also es ist klar, wir haben da einige Arbeit vor uns. Man merkt einfach hier, und zwar von Jahr zu Jahr mehr, welche Fähigkeiten wir überhaupt erst entwickeln müssen, um sachgerecht da urteilsfähig zu werden. Schadensfälle zum Beispiel. Heute versichert man sich halt. Und dann wird der Schadensfall irgendwie auch... aber irgendwo muss man doch Federn lassen.

Ich möchte mal sagen, wie regele ich jetzt die Übergabe von einer Generation zur nächsten? Das ist auch so eine Frage. Es gibt die Möglichkeit, dass man einer Art, wenn man einen gemeinnützigen Träger hat, dass der gemeinnützige Träger sozusagen dafür sorgt, dass es von Generation zu Generation weitergereicht wird. Und dass innerhalb des gemeinnützigen Trägers ein Stifterrat sitzt. Der also die Aufgabe hat, dafür zu sorgen, dass wirklich die Kontinuität gewahrt ist.

Oder aber es kann so sein, dass es aus der Landwirtschaft selbst, aus einer solchen Betriebsgemeinschaft selbst, sie sich ergänzt. Einer tritt aus aus der Bewirtschaftung und dann sucht man sich jemanden, der dann jetzt an seine Stelle tritt. Und dann fließt das wie ein Strom. Wir stehen hier auf dem Dottenfelderhof, wir sind der dritten Generation. Und das fließt einfach so weiter. In riesen Gefahr damit verbunden. Dass wenn man sich selbst ergänzt, dann sucht man sich immer jemanden, der so ist wie man selbst. Und den findet man natürlich nicht. Sondern man muss dann schon in der Lage sein – und das ist auch eine riesen Herausforderung, die wir noch nicht bestanden haben hier auf dem Hof. Eine Herausforderung, dass man immer aus dem Ganzen heraus denkt und jetzt fragt: Jetzt der verlässt uns, wer könnte jetzt diese Lücke, die da entsteht, so erfüllen, wie es die Zeit jetzt erfordert? Nicht die Fähigkeiten, die der andere hatte, sondern was jetzt erforderlich ist für einen Mensch, der das jetzt wirklich ergreift, initiativ.

Also ich sage Ihnen, die Landwirtschaft ist uralt und selbstverständlich müssen wir sie neu erfinden. Aber das soziale Element ist so jung, so vollkommen jung, da sind wir noch infantil bis dorthin aus. Und das kann man alles nicht ausdenken, was jetzt notwendig wäre, denn dann macht man das, was der Lenin gemacht hat oder der Stalin oder der Honecker oder der Ulbricht oder all diese Leute, die haben eine tolle Idee gehabt, aber das von oben drüber gestülpt und sind über Leichen gegangen. Um der Idee willen über Leichen gegangen, über Ideologie willen, besser gesagt.

Und wenn man aber jetzt den viel, viel schwereren Weg geht, nicht an der Ideologie zu erliegen, sondern aus den sachlichen Erfordernissen des täglichen Lebens nach Menschen schaut, die Fähigkeiten haben – die Fähigkeiten bilden sich hier oben, im geistigen Glied – die die Fähigkeiten haben, jetzt hier im Ganzen einen Teilbereich zu erfüllen. Und das ist also auch wiederum ein Riesenschritt, ein Bewusstseinsschritt, da richtig im Sozialen zu handeln, ohne sich alle möglichen Probleme einzuhandeln, die einen fast paralysieren können, wenn man da nicht genügend Vernunft walten lässt.

Gleichheit im Rechtsleben und das Vertrauen 00:48:08

Manfred Klett:

Also was hier erforderlich ist, ist jetzt ein Fühlen in Gleichheit. Das Recht hat immer mit der Gleichheit der Menschen zu tun. Ohne Gleichheit gibt es keine Rechte. Und das tut man natürlich heute vielfach zu überspielen mit den sogenannten Privilegien. Das ist natürlich völlig falsch. Da projiziert man wieder etwas, was hier Geltung hat, die Freiheit im Geistesleben, im Wollen. Wenn man die hineinprojiziert, dann entstehen Privilegien. Zum Beispiel im Kommunismusspiel waren die Privilegien das Einzige, wodurch das Ganze noch einigermaßen funktioniert hat. Aber Ungleichheit.

Und jetzt müssen wir sehen, wie können wir ein Fühlen entwickeln – und das Rechtsleben hat mit dem Fühlen zu tun. Das Rechtsgefühl ist ein genauerer Gradmesser für das, was recht und billig ist. Also das Rechtsgefühl, das fühlt: Stimmt das Verhältnis von Mensch zu Mensch, oder verfalle ich in meinen eigenen Egoismus und handele nur noch über meinen Machtwillen aus?

Das Fühlen in Gleichheit gegenüber dem Wollen in Freiheit, das sind Elemente, die wir heute ganz getrennt voneinander zunächst mal entwickeln müssen, ein Bewusstsein dafür. Und wir können das heute – ein Bauer früher hätte das gar nicht können. Denn ein Bauer früher, bei dem ist sozusagen der Freiheitsimpuls oder das Wollen und die Gleichheit, das Fühlen war noch ganz nah beieinander. Bei den alten Bauern, die gibt es ja heute nicht mehr, aber ich habe sie noch sehr gut kennengelernt, das war bewundernswert, wie diese Menschen eine ganz natürliche, instinktive Vernunft hatten, weil ihr Denken und ihr Fühlen und schließlich ihr Wollen noch nicht auseinandergedriftet sind, wie das heute der Fall ist. Heute sind wir entweder extrem denkende Wesen oder extrem wollende Wesen oder eben ein Gefühlsüberschwang à la Woodstock. Da hämmert irgendeiner so einen Rock da runter und dann werden die Gefühle der Menschen enorm in Bewegung gebracht.

Also heute leben wir in einem vollkommen neuen Verhältnis von Mensch zu Mensch, weil das Denken zum Selbstbewusstsein erwacht ist, das Fühlen muss erwachen zum Erkennen des anderen Menschen, also zum wirklichen Vertrauen, Vertrauensverhältnis. Und das Grundelement allen Rechtslebens, das ist das Vertrauen. Ohne Vertrauen gibt es überhaupt kein Rechtsgefühl. Woher soll das kommen? Also das Vertrauenssubstanz sich entwickelt in einer Zusammenarbeit, darauf gründet sich alles und Sie werden erleben Enttäuschungen über Enttäuschungen, aber es hängt immer damit zusammen, dass die Vertrauenssubstanz doch nicht wirklich, an der nicht wirklich genügend gearbeitet ist.

Das Wirtschaftsleben: Regionalität und Assoziation 00:52:07

Manfred Klett:

Aber nun, da lässt sich also stundenlang weiterreden drüber, jetzt gibt es noch einen dritten Bereich, der ausstrahlt. Sehen Sie, das strahlt aus auf das soziale Umfeld. Sie können nämlich keine Regelung der Kapitalverhältnisse und des Eigentums am Grund und Boden keine Regelung treffen ohne das soziale Umfeld. Das verbindet den landwirtschaftlichen Betrieb mit dem gesamten Rechtsordnung des Staates und die ist abstrakt. Und wenn man die konkret machen will, dann muss man irgendwie doch einen sozialen Mantel um den Hof herum entwickeln.

Und genauso ist es mit dem dritten Feld, dem Wirtschaftsleben. Da geht es ja darum, dass wir hier auf dem Hof Waren erzeugen, dass die Urproduktion, die Landwirtschaft schafft die Urproduktion, die industrielle Produktion ist abgeleitet. Ich muss zunächst mal mich ernähren können. Da müssen Produkte erzeugt werden, dass ich als Mensch meine Existenz habe. Ich habe dreimal am Tag in der Regel Bedürfnis nach Nahrung. Jeder Mensch. Das heißt, er ist sozusagen schlechterdings zugleich als Konsument wirklich geboren. Und jetzt ist da die Landwirtschaft und betreibt Urproduktion. Sie betreibt genau das, für das der Mensch täglich dreimal Bedürfnis hat.

Und die große Frage ist, wie kann man jetzt das, was hier produziert wird, in sachgerechter Weise in den Wirtschaftskreislauf einmünden lassen? Wie kann man das so verteilen an die Menschen, dass sie da jeden Tag ihr Bedürfnis entwickeln wollen. Das sagte ich Ihnen am ersten Tag. Das geht nur durch eine Regionalwirtschaft. Nicht global. Die Industrie arbeitet weltwirtschaftlich, die Landwirtschaft regionalwirtschaftlich. Das heißt, auf kürzestem Wege müsste eigentlich diese verderbliche Produktion, die hier erzeugt werden, auch hier verbraucht werden. Also Gemüse, Obst usw. Weiß Gott, was für Kapitalinvestitionen geleistet wird, damit man die Äpfel vom Herbst, die man gepflückt hat, noch im Frühjahr frisch im Supermarkt haben kann. Was da alles für Veranstaltungen getroffen werden müssen, um das zu ermöglichen, mit Kühlräumen und weiß nicht was alles.

Also, die Landwirtschaft ist teilweise tatsächlich verbindet sich ganz konkret mit dem sozialen Umfeld durch die Produkte, die sie erzeugt. Und das große Problem ist, wie verteilt sich jetzt diese Ware? Wie kommt der Konsument zu dieser Ware? Und wie kann man so zusammenarbeiten, dass das funktioniert? Heute ist es mehr oder weniger anonym. Die großen Handelsketten kaufen irgendwo das Zeug auf und dann erscheint es in den Supermärkten.

Ich habe das erlebt in Kalifornien. Da haben die Betriebe ihre Monokultur geerntet, wobei der Bauer saß unterm Sonnenschirm mit zwei Bildschirmen. Auf dem einen Bildschirm lief sein Vollernter, den er dann digital gesteuert hat. Auf dem anderen Bildschirm lief ein Wildwestfilm. Und so hat er seine Ernte gemacht. Er hat meistens auf den Computer geschaut, ob das Ganze funktioniert. Und dann wurde auf dem Vollernter direkt die Ware kommissioniert. Am Feldende stand ein Lastwagen, hat es auf dem Flughafen nach Dingsbums gefahren und von dort noch am Abend mit dem Flieger an die Ostküste. Und am nächsten Morgen war es schon in den Supermärkten der ganzen Ostküste verteilt. Das ist Logistik. Das ist Logistik. Von Kalifornien bis an die Ostküste wurde das ganze Zeug binnen 24 Stunden verteilt.

Wie ist es aber so, dass man regionalwirtschaftlich solche Sachen vernünftig handhabt? Nicht digital, sondern von Mensch zu Mensch. Nun ist es gewiss so, dass hier jetzt diese Urproduktion überwiegend, jedenfalls ein Teil davon, weiterverarbeitungsbedürftig ist. Ich muss sagen, hier ist eine handwerkliche Weiterverarbeitung. Ich kann das nicht industriell machen. Absolut, bis zu einem gewissen Grad schon. Die Produktion, die ich jetzt hier erzeuge, dass die in einen Zustand versetzt wird, die Milch in Käse oder Joghurt oder sonst wie oder das Getreide gemahlen in Brot und sonstige Backwaren. Ich muss also irgendwie sehen, dass ich jetzt kooperiere mit Firmen der Weiterverarbeitung. Die Bäckerei und Mühle, das gehört ja zusammen, was früher der Müller gemacht hat oder eben die Käserei und alles, was da mit Zusammenhang steht.

Ich muss also jetzt versuchen, wenn ich regional wirtschafte, wirklich das, was ich hier intendiere auf meinem biologischen Betrieb, dass aus demselben Geist heraus auch die Weiterverarbeitung betrieben wird. Dass ich da jetzt nicht irgendwelche Sachen mache, dass ich in meine Wurst wieder irgendwelche Rötungsmittel oder sonst wo reinstopfe, die ich gar nicht wollte. Ich muss irgendwie sehen, wie ich so kooperiere jetzt mit der ganzen Weiterverarbeitung. Entweder, dass ich sie direkt an den Hof anschließe. Das ist nur eine Übergangsregelung. Was wir hier auf dem Dottenfelderhof machen, das sehe ich einen guten Schritt an. Andere Betriebe machen das ja auch. Aber irgendwann kommen wir mal dazu, dass wir das eigentlich stärker differenzieren müssen. Auseinandergliedern müssen.

Und dieses Auseinandergliedern bedeutet, dass man jetzt das assoziiert. Wir haben hier schon angefangen, das ein bisschen zu assoziieren. Der Laden hier unten hat eine eigene Rechtsform. Die Bäckerei hat eine eigene Rechtsform. Die Käserei noch nicht. Das heißt, da fängt es schon an, sich ein bisschen zu lösen. Und eine Zusammenarbeit schafft man, wo man sich aber aufeinander abstimmt. Und das ist das Wichtige. Das nennt man Assoziation. Dass die verschiedenen Wirtschaftspartner jetzt sich assoziieren, sich zusammensetzen und sich überlegen, welcher Bedarf besteht denn in der Region. Wie kann man dem nachkommen? Wie kann man sich gegenseitig helfen, dass das überhaupt funktioniert?

Denn zum Beispiel vor Jahren war das zumindest so, dass wir hätten niemals unsere Bäckerei auslagern können. Die wäre sofort weg vom Fenster gewesen. Und ich muss sozusagen sagen, sobald ich in der sogenannten freien Wirtschaft stehe, Freiheit hat das Wirtschaftsleben überhaupt nicht zu suchen. Es hat nur hier etwas zu suchen. Hier herrscht Gleichheit. Im Wirtschaftsleben heißt ein assoziativer Geist, das solidarische Zusammenwirken. Und da muss ich irgendwelche Einrichtungen schaffen, dass ich mich so bespreche mit dem Bäcker, so bespreche mit dem Metzger, so bespreche ich mit dem Müller, so mit allen anderen, dass dadurch jeder im Bewusstsein des Anderen handelt. Nicht gegen ihn, nicht in Konkurrenz. Die Konkurrenz ist der Teufel des Wirtschaftslebens. Der Teufel des Wirtschaftslebens. Die Konkurrenz macht alles kaputt.

Sprecher 2:

Das hat Rockefeller auch gesagt.

Manfred Klett:

Rockefeller? Ja, hat es aber betrieben.

Sprecher 2:

Wettbewerb ist Sünde.

Manfred Klett:

Rockefeller hat es aber ganz schön verstanden, das dann doch seinen goldenen Hut dabei zu füllen. Aber natürlich, die ganze Reihe von den Rockefellern, nicht nur der, sondern der Henry Ford, der hat die tollsten Sachen gesagt. Aber er hat einen Weltkonzern aufgebaut. Er hat auch gesagt, von dem stammt ja auch der Spruch: "Die Landwirtschaft ist ein Transportgewerbe wie jedes andere zum Zwecke des Geldverdienens." Transportgewerbe. Deswegen hat er den Schlepper erfunden. Einen großen Stuhl jedenfalls gebaut.

Solidarität und Brüderlichkeit im Wirtschaften 01:01:35

Manfred Klett:

Also die Frage der Konkurrenz, das ist also, davon absehen zu lernen, sondern eher das Umgekehrte. Zu fragen: Wie kann ich dir helfen? Die Konkurrenz rechnet immer damit, dass ich den anderen irgendwo drücke, dass er sozusagen zurückstecken muss und ich dabei gewinne. Irgendwie ist es ein ständiger Kriegszustand zwischen Angebot und Nachfrage. Und jetzt muss man sehen, wie kann man assoziativ so zusammenwirken, dass man die Frage hat: Wie kann ich dir helfen?, in der Erwartung, dass der mir hilft oder die anderen mir helfen. Dass jeder in dem Bewusstsein so lebt: Wie kann ich es möglich machen, dass deine Initiative Wirklichkeit wird. Dass das sich fügt in das regionale Wirtschaften.

Das erfordert Bewusstseinskräfte, die übersteigen alles das und alles das. Das ist das Jüngste, das allerjüngste im sozialen Leben, dass wir ein wirklich solidarisches Bewusstsein entwickeln. Füreinander. Und deswegen hat man das eben früher Brüderlichkeit bezeichnet. Man müsste heute Schwesterlichkeit sagen, Geschwisterlichkeit oder wie auch immer. Heute würde man sagen neutral: solidarisches Bewusstsein.

Aber sehen Sie, wirtschaften bedeutet, dass man dem anderen dient. Ich könnte ja nie existieren als Mensch, wenn nicht andere für mich arbeiten würden. Die sorgen dafür, dass ich als Normalstädter mein Brot kaufen kann im Laden oder meine sonstigen Bedürfnisse. Das stellen alles andere Menschen her. Die stellen sich mir in den Dienst. Und so muss ich meine Arbeit in den Dienst der anderen stellen. Das ist eine völlig neue Umkehrform der Denkungsart. Und diese Brüderlichkeit heißt im Grunde genommen ein Denken in Brüderlichkeit. Ein Denken. Hier ist es ein Wollen in Freiheit. Ein Fühlen in Gleichheit. Hier ein Denken in Brüderlichkeit.

Und sehen Sie, dieses Denken müssen wir entwickeln. Wir meinen heute, wir denken dann, wenn wir in der Wissenschaft stehen, da wird gedacht. Da wird vielleicht am wenigsten gedacht. Oder nur abstrakt gedacht, digital gedacht. Abstrakt, irgendwie fernab. Und ein Denken zu entwickeln, was sich orientiert an dem, was der andere Mensch braucht, dann muss ich mich einlassen auf dessen Bedürfnisse. Einlassen auf das, was wirklich ihm auch dient. Und nicht irgendeine beliebige Ware ihm da hin liefere.

Also das Modernste, was wir im sozialen Leben entwickeln müssen, ist wirklich ein Denken in Brüderlichkeit. Nicht an sich zu denken. Soweit man an sich denkt, dann regiert der Egoismus. Sondern ein Denken zu entwickeln, was immer die anderen ins Auge fasst. Die nie aus dem Blick lässt. Und dann entsteht ein Altruismus. Ein solidarisches Verhalten. Und das können wir nicht intronisieren. Da gibt es kein Lehrbuch. Das muss erfahren werden. Man muss sich selber ins Risiko stellen. Und das ist die Frage. Wer stellt sich heute gerne ins Risiko? Man kann sich ins Risiko stellen, wenn man selber innerlich ganz sicher ist. Wenn man diese innere Sicherheit aus der Erkenntnis, aus den Erfahrungen, die man hier sammelt, wenn die auf dieser Erkenntnisgrundlage jetzt versucht, das Wirtschaftsleben zu gestalten, dann entsteht was Neues.

Sprecher 2:

Ich hatte vor kurzem mit einem Freund ein Gespräch über solidarische Landwirtschaft. Dass manche vielleicht mehr Geld geben und manche weniger. Und für ihn war das total schwer zu begreifen, dass es dann nicht Gegenwerte gibt, gegen die das getauscht wird. Sondern dass man das akzeptiert und dass die Solidarität ineinandergreift. Wie kann man das jemandem verständlich machen, der in diesem Denken nicht drin ist? Das Einfachste ist ja, wenn es aus einer eigenen Erkenntnis und Motivation herauskommt. Oder ihnen das einfach erfahren lassen, ihnen dazu motivieren mitzumachen.

Manfred Klett:

Man muss sich reinstellen. So sind auch die ganzen CSAs, Community Supported Agriculture, also diese gemeinschaftsgestützte Landwirtschaft, ist ja so auf diesem Wege entstanden. Man hat einfach Menschen gefragt, könnte so was einsehen, dass man in dieser Weise zusammenarbeitet.

Ich war ja nie ein ganz großer Freund von der sogenannten solidarischen Landwirtschaft, muss ich gestehen. In der Form, wie sie sich entwickelt hat. Aber das kann ich auch schon wieder relativieren. Die solidarische Landwirtschaft, diese Form, von der Sie sprechen, die ist 1970 entstanden. Und zwar aus folgender Überlegung. Dass es einen Hinweis Rudolf Steiners gibt, in Arbeitervorträgen von Mercedes Benz, ich weiß nicht, ob es Mercedes Benz oder Robert Bosch GmbH war in Stuttgart. Und da hat er immer so Abende gemacht, mit den Arbeitern zusammengearbeitet, im Hinblick auf die Dreigliederung des sozialen Organismus. Und da hat er die Bemerkung gemacht, dass jeder Mensch, wenn er geboren wird auf Erden, ein Anrecht hat auf ein Stück Grund und Boden, dessen Größe herauskommt, wenn man ein bestimmtes Territorium teilt durch die Zahl der Menschen, die dort leben.

Das haben wir hier im Dottenfelderhof gemacht. Da kamen wir auf 600. Wenn man damals Westdeutschland geteilt hat durch die Zahl der Einwohner, dann kam man auf ungefähr 2400 Quadratmeter Landes, von dem sich jeder ernährt. Und da wir nun 600 Anteile hatten, haben wir gesagt, dann suchen wir mal 600 Menschen. Wir fanden nur 150. Und bis heute auch. Ungefähr haben unsere Landwirtschaftsgemeinschaft 150 Mitglieder.

Rudolf Steiner hat dazu eine interessante Bemerkung gemacht. Das gilt ideal, real. Ideal, real. Man kann das als Idee mal so fassen und muss jetzt sehen, wie kann man das auch in die Wirklichkeit umsetzen. Und wenn Sie sozusagen das, was man dann aus dieser Grundidee in Amerika, Nordamerika gemacht hat, das war ja wie ein Lauffeuer durch Nordamerika gegangen, da haben sich überall CSAs begründet. Community Supported Agriculture heißt das. Und das fing damit an, dass man gesagt hat, wir wollen was Anständiges zu essen haben. Wir kriegen ja nur da unseren Hamburger oder irgend so was. Wir wollen mal was Anständiges zu essen haben. Da haben sich 100 Familien zusammengetan und haben gesagt, suchen wir mal jemanden, der für uns das Zeug anbaut. Und dann suchen wir irgendwo ein Stück Land, wo der das dann macht und wir finanzieren das einfach mal vor. So sind die ursprünglichen CSAs entstanden. Also gerade in Amerika. Die gingen von Deutschland aus, vom Schepershof im Ruhrgebiet und später in Fulnhagen in Norddeutschland. Aber wurden dann transferiert nach Amerika und da hat es also unglaublich wie ein Buschfeuer durch die Lande gegangen. Existiert bis heute. In unglaublich vielen Variationen im Übrigen.

Community Supported Agriculture (CSA) und die Rolle des Handels 01:10:33

Manfred Klett:

Und mein Grundeinwand dagegen ist, dass da der Handel ausgeschaltet ist. Das ist einfach mein Grundeinwand. Aber ich weiß nur zu gut, wir müssen anfangen. Und man fängt halt so an. Das funktioniert in aller Regel in relativ kleineren Maßstäben. Gemüsekistensystem, kleiner Gartenbaubetrieb, der auf diesem Wege sich so engagiert mit seinen Konsumenten, dass sie das vorfinanzieren in vierteljährlichen Raten, dass der wirtschaften kann und dass ja alle Unkosten da irgendwie beglichen werden. Und dann wird am Jahresende geprüft, stimmt die Bilanz, haben wir ein Defizit, haben wir ein Plus, dann wird das Plus vorgetragen aufs nächste Jahr oder wenn ein Defizit ist, wird nachgeschossen.

Und das ist eine wunderbare Sache, weil es erzieht, sie sorgt für ein solidarisches Bewusstsein. Das ist keine Frage. Und wir müssen bei all diesen sozialen Dingen heute immer sehen, dass es die Menschen erzieht, dass man es nicht einfach nur so halbbewusst macht, sondern mit Bewusstsein mit den Menschen so ins Gespräch kommt, dass sie sagen, das ist eigentlich ein Weg, wie wir aus dieser Misere rauskommen können. Und dann wächst dann in diesem solidarischen Wirtschaften ein Bewusstsein, aber worauf wir hinziehen müssen ist, dass wir auf den Handel in Zukunft nicht verzichten können. Das fängt auch schon an, also in Holland und in Dänemark gibt es heute schon Großhändler, die das Abokistensystem regulieren von verschiedenen Zulieferern.

Je größer und je weiter sozusagen das regionalwirtschaftliche Gebiet ist, desto mehr muss da irgendwo eine Organisation dazwischen geschaffen werden. Und der Händler ist eigentlich derjenige, der berufen ist, gerade Angebot und Nachfrage in ein Verhältnis zu setzen, in ein harmonisches Verhältnis. Und da krankt es heute am allermeisten. Die Supermarktketten denken auch nur an sich und kaufen billig zu und verkaufen teuer. Das ist auch die Regel. Aber das Solidarische heißt, dass der Händler derjenige ist, der mit... der die Kommunikation herstellt zwischen dem Erzeuger und dem Verbraucher. Das ist auch ein solidarisches Bewusstsein. Aber da muss man sich schon ein bisschen höher heben. Also beides hat seine Berechtigung.

Sprecher 2:

Was ist das Problem, dass es keinen Handel gibt? Je größer der Betrieb ist, also je größer...

Manfred Klett:

Das ist ganz klar. Große Betriebe müssen von vornherein den Handel mit dazu einbeziehen. Beziehungsweise, das habe ich jedenfalls in Amerika erlebt, da machen größere Betriebe so, dass sie einen Teil des Betriebes zu einer CSA machen, quasi innerbetrieblich, und wirtschaften normal den ganzen Betrieb, wie bisher auch, mit Getreideanbau und Viehwirtschaft und weiß ich was alles, und gliedern einen Teil des Betriebes aus und schaffen da eine solche CSA hinweg, insbesondere auf die Gemüseversorgung. Oder vielleicht auch, dass da ein kleiner Weiterverarbeitungsbetrieb sich anschließt.

Also dann wird einfach so eine CSA integriert in einen größeren Betrieb. Der Betrieb arbeitet weiterhin privatwirtschaftlich, als Farm, und hat dann da noch so eine Art genossenschaftliches oder landwirtschaftsgemeinschaftliches Kleinod sozusagen in sich, der es ermöglicht – das ist ja ganz wichtig – dass wieder Menschen in die Landwirtschaft kommen. Das ist auch eben der Punkt. Durch die CSA kann man garantieren, dass wieder mehr Hände in der Landwirtschaft tätig werden. Weil die Menschen sehen das ein, dass da mehr Hände notwendig sind, wenn man im kleinen Stil irgendwo eine ganze Palette von verschiedenen Gemüsesorten, 50, 60 verschiedene Gemüsesorten herstellt, einschließlich Kräutern. Das braucht mehr Arbeit. Das muss finanziert werden. Und die übernehmen sozusagen die Mehrkosten.

Aber in Amerika ist es eben alles viel prekärer als noch bei uns, weil die noch weniger Arbeitskräfte in der Landwirtschaft haben, noch extremer produzieren, industriell, und die Distanzen zu den Märkten so groß sind, dass man sie eigentlich gar nicht ohne einen Zwischenhandel, Großhandel überbrücken kann. Und wenn sich aber jetzt Familien zusammenschließen und sagen, nein, wir wollen das, von vornherein, wir wollen gesunde Nahrungsmittel, dann ist ein Ansatz da, dass jemand es wagen kann, seinen Betrieb umzustellen auf dieses Bedürfnis.

Schlusswort und Reflexion 01:16:04

Manfred Klett:

Also, ich möchte jetzt gar nicht weitergehen, als dass ich jetzt sage, weil die Zeit so fürchterlich weit fortgeschritten ist, dass, ehe man sich es versieht, entsteht aus einem solchen Impuls, der rein auf die Entwicklung einer Landeskultur nach innen, zur Natur hin ausgerichtet ist, entsteht plötzlich als Ansatz, als Antwort darauf, dass das ganze soziale Umfeld antwortet und dass man in die Zusammenarbeit kommt und plötzlich in der allgemeinen Gesellschaft heute so aufdämmert, noch sehr egoistisch tangiert, aber doch immerhin ein Bewusstsein, dass man eigentlich zusammenarbeiten muss. Und was das dann auch bedeutet. Dass dadurch ein Brüderlichkeitsgefühl, ein Gleichheitsgefühl und ein Freiheitsgefühl in der Initiative, dass das eigentlich eine neue Sozialstruktur in Zukunft entwickelt.

Darauf kann man hoffen. Und da hat die Landwirtschaft, damit möchte ich diese Sachen mal beschließen, da hat die Landwirtschaft eine ungeheure Aufgabe. Sie hat sie verloren. Sie hat heute keine Aufgabe mehr in dem Sinne. Sie ist ein Unternehmen wie jedes andere. Aber jetzt, wenn die Menschen merken, dass ihr eigenes Innere gleichsam die Kirche der Zukunft ist, dass man aus Ideen heraus in Freiheit und auf dem Rechtsleben in Gleichheit und im Wirtschaftsleben in Brüderlichkeit so zusammenarbeiten kann, dann merkt man plötzlich, dass die biologisch-dynamische Landwirtschaft oder überhaupt eine so jetzt versuchte Landwirtschaft, wie ich es geschildert habe, eine unglaubliche Aufgabe hat in die Zukunft. Das sind Erziehungsmittel für die Gesellschaft. So was hätte man noch nicht sagen können vor 50 Jahren. Das kann man heute sagen. Heute kann man wirklich sagen, so ist es. Das zeichnet sich am Horizont überall ab. Und wenn ich 50 Jahre in die Zukunft sehe, dann muss ich sagen, dann wird das quasi so augenscheinlich, dass die Politiker endlich mal aufwachen, dafür die Rahmenrichtlinien zu machen.

Sprecher 2:

Die letzten Worte, die Sie gesagt haben, daran habe ich die ganze Zeit gedacht, weil es immer so darum ging, es strahlt auf die Ebene aus und nach außen aus und außen aus, aber für mich fehlt noch irgendwas im Zentrum, so ein Wirklichkeitssystem, denn man kann zusammenarbeiten und arbeiten und arbeiten und man kann auch einem Ideal folgen, aber wenn man Individuum A trifft Individuum B und C, da gibt es durchaus auch Nöte und Krisen und Konfliktpotenzial und es braucht sozusagen noch Instrumente im tiefsten Inneren, damit es nicht nur eine Betriebsgemeinschaft, sondern ja eine Lebens- und wirkliche Menschengemeinschaft sein kann. Und ich glaube nicht, dass die sich erfüllt nur im Arbeiten.

Manfred Klett:

Ja, da haben Sie ganz recht. Also so geht es ja schon gar nicht. Sondern es ist, sagte ich Ihnen gestern, hier, das ist die menschliche Arbeit, die haben Sie jetzt angesprochen, die Arbeit, die die Gemeinschaft hier macht. Wenn diese Arbeit nicht ideengetragen ist, wenn sie nicht so ist, dass sie, wenn sie anfangen zu arbeiten und dann ist es Ende, wenn sie nicht Anfang und Ende schon zusammen denken, wann ist es endlich fertig, dann eigentlich, wenn ich so denke, kann ich es auch in einer Maschine delegieren. Sondern dass ich mich selber arbeitend mit Ideen getragen in den Prozess selber stelle. Dass ich forschender Mensch, mein forschender Geist, dass der mich nie verlässt, dass ich in jeder Tätigkeit immer wachbewusst aus den Ideen, die mich tragen, die mich leiten, meine Herzensgedanken, dass die immer irgendwo bis in die Arbeit hinein gegenwärtig sind. Verstehen Sie, dann kann ich nicht fehlgehen.

Aber wo kommen diese Ideen her? Ich muss sozusagen jetzt als Gemeinschaft hier auf dem Hof wirklich so zusammenarbeiten, dass die Arbeit auch gefüttert wird mit Ideen. Dass ich das nicht einfach nur so, ich möchte mal sagen, mehr oder weniger bewusstlos ablaufen lasse. Und dazu brauche ich natürlich auch eine moralische Technik. Ich muss einfach sehen, dass die Gemeinschaft gemeinsam wirklich ein gemeinsames Studium macht, um diese Ideen sich immer mehr zu erwerben. Also das ist das Nonplusultra, möchte ich mal sagen, jeder Gemeinschaftsbildung, dass man sich in Bezug auf das, was man eigentlich als Ziel hat, gemeinsam bewusst wird.

Und man ist sich dessen nicht bewusst. Deswegen gibt es Konflikte über Konflikte über Konflikte. Weil die Menschen eben irgendwo schicksalsmäßig so auseinander sich entwickelt haben, dass wenn man sich auf ein Ziel wieder vereinigen will, dass da so unterschiedliche Geister zusammenkommen, wo Kontinente zwischen den Einzelnen liegen quasi. Und jetzt muss man sozusagen diese Motivrichtungen jedes Einzelnen bündeln auf ein Ziel hin. Und das kann nur, nach meiner Erfahrung, tut mir leid, ich kann es nicht anders sagen, nur durch eine anthroposophische Arbeit, gemeinsame anthroposophische Arbeit wirklich [gelingen].

Also dass ich Landwirt geworden bin, hängt damit zusammen. Ich habe das hier erlebt, in jungen Jahren, dass die, die hier in der Verantwortung standen, jetzt zusammen studiert haben, die Geheimwissenschaft von Rudolf Steiner. Und da haben mir die Ohren geschlackert, was die sich da alles unterhalten. Und da wurde mir plötzlich deutlich, dass die darwinistische Entwicklungstheorie eine rein auf die sinnliche äußere Welt gerichtete ist. Und jetzt liest man da in der Geheimwissenschaft, wie sich der Mensch entwickelt hat im Zusammenhang mit den Naturreichen, die aus sich heraus kommen. Durch Äonen, wie sie dargestellt wird, dann plötzlich eine neue Entwicklungsidee mir bewusst geworden ist. Und die hat mich in die Landwirtschaft geführt.

Das eigentliche Motiv, abgesehen von anderen Erlebnissen, die ich eingangs hier geführt habe, dass ich im Vorderen Orient noch erlebt habe, die Bilder, die da wirksam waren in den Landschaften und was da alles einem entgegentrat, dass da mal Kulturen, Hochkulturen waren. Aber das eigentliche Motiv, was mich in die Landwirtschaft geführt hat, war das Entwicklungsgedanke. Hier kann ich den Entwicklungsgedanken konkret in die Tat umsetzen.

Und daran muss man arbeiten. Das bleibt nicht aus. Das unterliegt dem freien Wollen der Menschen. Ich kann niemand zu seinem Glück zwingen. Sondern ich kann nur sagen: "Mein lieber Freund, wenn wir hier zusammenarbeiten wollen und haben das Ziel, hier den Hof gemeinsam zu einem biologischen Betrieb zu entwickeln, dann müssen wir an solchen Fragen arbeiten." Willst du das, willst du das nicht? Man muss Einrichtungen schaffen im Sozialen. Einrichtungen schaffen und regelmäßige Zusammenarbeit pflegen. Nicht nur in der täglichen Arbeit, sondern eben auch auf der Höhe der Motivvergewisserung.

Oh Gott, ich habe gar nicht angefangen. Ich habe gar nicht angefangen. Heute Nachmittag haben wir nur eine Stunde. Ja, dann muss ich dann anfangen. Jetzt ist es zu spät. Aber Sie sehen, wenn man nur mal anfängt, das sind so Grundfragen, die uns heute bedrängen eigentlich. Und es ist eigentlich immer die Frage, merken wir das nicht? Wir leben in einem solchen Wohlstand, der ist geradezu grausam. Der macht uns blind für die eigentlichen Fragen unserer ganzen gegenwärtigen Zeit. Und merken gar nicht, wie schütter der Boden ist, auf dem wir eigentlich stehen. Wirtschaftlich in jeder Hinsicht eigentlich.

Und jetzt ist die Frage: Was kann uns tragen, wenn der nächste Geldcrash kommt? Was ist so tragfähig in uns, dass wir trotz aller Irren – also die Menschheit läuft ja sozusagen schnurstracks auf so was zu. Das ist gar nicht aufrechtzuerhalten, wenn man in der Illusion lebt, alles besteht aus Wachstum, Wachstum, Wachstum. Das ist endlich, wir leben in einer endlichen Welt. Und die muss wieder ihr Maß finden. Und das ist ihr Maß. Und wenn man sich dieses Maßes gewiss ist, dann kann man nichts mehr umschmeißen. Und dann kann man eben auch im Notfall eben auch mit dem 10- und 12- und 14-Stunden-Tag wirklich mal ins Räderwerk eingreifen, um das Ding wieder in Schwung zu bringen. Also Sie sehen, sobald man sich irgendwo auf diese Fragen so einlässt, da findet man schier kein Ende. Es tut mir leid, ich wollte eigentlich schon mit dem nächsten Thema beginnen.

Glossar

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